Reparatur und Überarbeitung einer Music Angel 845 Endstufe 20.04.2021

Ein Freund hat einige Zeit auf dieser Endstufe gehört bis sie dann abgeraucht ist, einer der Netztrafos ist vollständig aufgebrannt, der Grund ist simpel, es handelt sich um einen 110V/220V Trafo der bei einer Netzspannung von 240V betrieben wurde, ein Problem das ich auch schon bei einigen NF20 Endstufen hatte nur das Grundig eine 230V Wicklung vorgesehen hat, die fehlt leider beim Music Angel 845 und was die Sache noch verschlimmbessert man hat sich Sicherungen zum absichern der Wicklung gespart.

Letzter Stand 2021/4 Inbetriebnahme und erster Testlauf( in Bearbeitung )


Hier das gute Stück, optisch finde ich das ganze recht gelungen allerdings hätte man das mit den Elkos wirklich besser machen können, die hässlichen braunen Kappen passen nicht ins Bild, entweder gleich nach unten versenken oder ein paar gold geprägte Elkos oben montieren aber das hätte wohl den finanziellen Rahmen gesprengt.

Die 845er Endröhren fehlen natürlich momentan, sie sind zu hoch um das ganze auf den Kopf zu stellen, die Seitenteile lassen sich recht leicht demontieren, man kommt dann besser an das Innenleben.

Aber erst mal die untere Abdeckung abschrauben, sofort ist der typische Trafo Abbrandgeruch zu riechen, die Netzteilplatine lässt sich nur mit einer kompletten rundum Entlötung demontieren. Man sollte auf jeden Fall alles genau Kennzeichnen da die Kabel alle entweder weiß oder schwarz sind und schwer voneinander zu unterscheiden sind.

Deutlich zu sehen die Abbrandspuren die der Trafo auf der Platine hinterlassen hat, die Elkos sehen zwar schlimm aus sind aber nicht beschädigt.

Bei dem hinteren Trafodurchführungen sieht man deutliche Brandspuren, es war nicht einfach die festgebrannten Kabel heraus zu bekommen, der Trafo ist im Deckel komplett schwarz verbrannt und leider auch fest vergossen, keine Chance die Abdeckung runter zu bekommen was nun natürlich ein Problem ist da ein Originaltrafo kaum zu bekommen ist und er auch nur in einer 240V Variante Sinn machen würde, allerdings sehe ich auch keinen Sinn darin den zweiten Trafo weiter zu verwenden da er früher oder später wohl auch abrauchen wird, also erst mal einen Ersatztrafo suchen.

Fündig geworden bin ich bei Indel mit dem TSL 200/002, ein 200VA Trafo mit Sekundärspannungen von 350V/0,175A - 397V/0,175A - 50V/1A - 12V/1A und 6,3V/1,2A, das passt bei der negativen Gittervorspannungserzeugung, der Beheizung der Vorstufenröhren und bei der Anodenspannung dann wohl mit 1050V angesiedelten UB1 werde ich hier nicht mit den Originalelkos arbeiten können, geplant sind vier 330V Elkos da ist dann mit 1320V eine gewisse Sicherheit drin, der Vorteil bei diesem Trafo ist das auf die Spannungsverdopplung verzichtet werden kann.

Die nicht mehr zeitgemäßen Drosseln werden verschwinden und die stabilisierte UB1 mit einem Isolated Gate FET brummfrei geregelt, da habe ich noch einige 1200V und 5000V Typen aus Siemens 5kV / 1MW Motorregler die mit der anstehenden Spannung problemlos fertig werden, dadurch kann auch die Timer gesteuerte Einschaltung entfallen da sich die Reglung als Sanftanlauf auslegen läßt.

Ein weiteres Problem ist die Beheizung der 845 mit 10V bei bis zu 5A Anlaufstrom, da einen Trafo zu finden der das auch noch kann war aussichtslos, dank Restpostenecke wurde ich da mit kleinen 5V/11A Schaltnetzteilen fündig als 4,95 Euro Schnäppchen, zwei davon bringen die galvanisch getrennten 10V mit Masse Mittelanzapfung, hochwertiger Glättung und Sanftanlauf.

Hier die neuen Indel Trafos, dahinter der abgerauchte China Trafo, die Schrauben passen, perfekt, nur zwei Deckel muss ich mir schnitzen.

Inzwischen ist das benötigte Material angekommen, vier 500V Elkos für die Nachglättung in schwarz mit Goldprägung und 1600V Dioden, die 1N4007 sind mir mit 1000V zu nah an Toleranzgrenze, also raus damit.

Die original Elkoplatte kann so nicht verwendet werden, also auch raus, hier vormontiert die Kupferträgerplatte für die 500V Elkos, deutlich zu sehen der Abbrand vom defekten Trafo, nach Sichtung der intakten Trafos wird klar der war nicht schutzlackiert und er ist verrostet.

Hier die montierte Elkoplatte, optisch auch noch nicht perfekt aber auf jeden Fall besser als die braunen Gnubels.

Die Trafos sind montiert, im Gegensatz zu den Originalen haben sie eine Schutzwicklung mit Schutzleiteranschluss, Vorsicht der Schutzleiter wurde im Original Angel schlicht nicht angeschlossen, er fehlt komplett, das hinten verklebte CE Label heißt wohl "China Export", ich kann mir nicht vorstellen das dieses Gerät eine BAPT Abnahme geschweige den eine VDE Zeichen hat aber ich kenne auch keinen Röhrenfreak den das je interessiert hat, natürlich werde ich das ordentlich mit Schutzleiter aufbauen.

Nun gehts weiter mit dem Einbau der Heizungsnetzteile, das kann knapp werden.

 

Eine Vorschau, die Schaltnetzteile passen zwar rein aber wohin mit dem Rest? also ins Lager und nach einer besseren Lösung suchen -

und fündig geworden, ich wusste er war irgendwo, ein Ringkerntrafo mit 2 x 9V/ 3,3A das ist ein bissl knapp beim Strom aber ich habe ja noch die 2 x 12V/1A Wicklungen da kann ich über einen Widerstand noch ca. 0,7A dazugeben dann ist der Ringkerntrafo nicht überlastet und ich bekomme ca. 12,4V DC den Rest kann ich anpassen und sogar eine noch bessere Glättung realisieren.

Die Anschlüsse der Endstufen habe ich inzwischen auf Lötleisten gelegt, nach dem etwas Ordnung eingetreten war fiel mir auf das die 4 Ohm Lautsprecherbuchse Verarschung ist, da ist kein Kabel vom Übertrager dran sondern einfach nur eine Brücke auf die 8 Ohm Buchse !! ??, da sag ich jetzt mal nix weiter zu.

Die neue Schaltung zur Beheizung der 845B, die Originalschaltung kann erhalten bleiben allerdings die Gleichrichtung hier mit zwei 120A Brückengleichrichtern und Vorglättung und Sicherungen. Auch ein wenig Farbe kommt in die neue Verkabelung.

Nun heizt sie wieder, die 35 Watt Heizung hat was von einer Glühlampe.

Die Netztrafos sind über zwei getrennte Sicherung an das Netz angeschlossen, die 6,3V Heizspannung für die Treiber- und Vorstufenröhren für jeden Kanal einzeln angeschlossen, auch hier mit je einer Sicherung, anders als in der vorliegenden Schaltung sind beide Röhren parallel verdrahtet, seltsam auch anders als in der im Netz vorhandenen Schaltung ist eine Triode der Treiber Röhre angeschlossen.

Die negative Gittervorspannung für die 845 wurde in Betrieb genommen, auch hier wurde vom Chinamann die Schaltung komplett geändert, an diesem Punkt muss ich erst mal die neue Schaltung abpinnen bevor ich mit dem Hochvolt Netzteil anfange und das wird eng.

Beim ersten Trafo ist die erste Stufe des Hochvolt Netzteils fertig gestellt, in diesem Bereich benutze ich keine normalen Litzen die meist nur bis 600V sicher sind ich verwende die inneren Adern von Antennenkabeln die aus Blitzschutzgründen Spannungen im kV Bereich vertragen, bei Markenkabeln ist die Spannungsfestigkeit aufgedruckt.

Achtung !

Hier noch mal eine Warnung.

Schon die normale Netzspannung von 240V ist sehr gefährlich, Spannungen im Bereich über 1000V sind oft tödlich und nichts für Bastler ohne Ausbildung als Elektrofachkraft und selbst als Elekrohelfer sollten Sie die Finger von solchen Hochvolt Projekten lassen. Ich habe dafür neben meiner Ausbildung zum Energieanlagenelktroniker eine drei jährige Ausbildung zum Hochspannungsschaltberchtigten im Bereich 5kV, 30kV und 110kV absolviert mit 10 jähriger täglicher Schaltpraxis und jährlichen TÜV Pflichtlehrgängen zur Sicherheit. Da bekommt man reale Videos zu sehen von Menschen die beim arbeiten an Hochspannung anfangen zu brennen oder bei Schaltfehlern zu Asche verdampfen, als Kleidung ist hier Baumwolle angemahnt, Kleidung mit Kunstfaser brennt prima und sich dann in die Haut ein.

Selbst habe ich in meinem Berufsleben zwei Tote erlebt( man geht nicht mit einer Aluleiter in die 30kV Anlage und man arbeitet unter Spannung auf jeden Fall mit VDE isolierten Werkzeug )diese Anlagen sind zwar nicht mit einem Röhrenverstärker zu vergleichen aber der Grund für schwere Unfälle ist immer der gleiche, fehlende Sorgfalt und mangelndes Wissen.

Selbst habe ich gerade in jungen Jahren unzählige elektrische Schläge bekommen und weiß das ich da sehr robust bin und außer Fluchen nichts passiert aber jeder Mensch reagiert da anders und bei einigen reicht schon eine kleine Spannung für einen Herzschlag mit Todesfolge, andere verkrampfen und lassen nicht mehr los, leider kann man sein eigenes Verhalten nicht vorhersagen und sollte immer mit dem schlimmsten rechnen.

In diesem Fall über 1kV habe ich selbst großen Respekt, ein Freund von mir bekam einen Netzteildraht von einer 1000V Sendeanlage an den Kopf, der arme Kerl war einen Tag urgelöscht und hatte eine Woche mit den Folgen zu kämpfen, ich selbst habe Schläge über 5000V überlebt aber glauben Sie mir das tut nicht nur weh, ich hatte auch schwere Prellungen von dem Reaktionssprung.

Wenn Sie das Risiko eingehen wollen an so einem Hochvoltprojekt zu arbeiten arbeiten Sie mit gut isolierten Werkzeug, schließen Sie immer ein Kontrollmessgerät an die hohe Spannung an auf dem Sie sehen können wie sich die Spannung aufbaut und nach dem abschalten wieder abbaut und bitte die Messklemmen vor dem einschalten anklemmen und lassen Sie die Finger von billig Messkabeln, selbst Markengeräte sind meist nur bis 1kV sicher. Wenn Sie sich nicht sicher sind machen Sie eine zweite Kontrollmessung ansonsten lassen Sie dem Gerät ausreichend Zeit zum entladen. Stellen Sie sicher das die Elkos mit passenden Lastwiderständen beschaltet sind.

Sind Sie sich nicht sicher lassen Sie die Finger davon !

Wenn Sie doch einen Schlag bekommen haben gehen Sie zum Arzt, gerade Gleichspannungsschläge führen zu Vergiftungen die erst nach vielen Stunden Wirkung zeigen !

Um so hohe Spannungen zu messen sind normale Multimeter völlig ungeeignet aber irgendwo in meinem Lager wurde ich mit einem 4kV Messgerät fündig, es überrascht mich immer wieder was ich alles für einen Krams habe, auch hier verwende ich keine normalen Messleitungen, gut geeignet sind eigensichere Leitungen oder wie hier verwendet Solar Hochvolt Leitungen, die bekommt man Heute problemlos im Handel.

Wie erwartet habe ich eine Leerlaufspannung von 1200V.

Beim zweiten Trafo ist die zweite Stufe des Hochvolt Netzteils fertig gestellt, wie erwartet auch hier 1200V Leerlaufspannung. Nun geht's weiter mit der der Nachglättung und der Reglerplatine.

Dieses Gerät gibt immer wieder neue Rätsel auf, am früheren Ub 900V Anschluss und Übertrageranschluss fiel mir erst die viel zu niedrige Spannungsfestigkeit der verklebten Kondensatoren auf, macht aber nix den der zweite Kondensatoranschluss ist überhaupt nicht angeschlossen, also dient der verklebte Kondensator nur als Lötstützpunkt, häh !!??

Also raus damit.

Weiter mit der Nachglättung, dazu boten sich die Kathodenpotis als Befestigungsstützpunkt für die Lötleiste an, der Kleber hält wie ich beim entfernen der Kondensatoren mit einer Wasserpumpenzange feststellen konnte.

Darunter schon verlötet die nächste Vierergruppe Elkos für die Nachglättung bei beiden Kanälen sicherheitshalber mehrfach mit Isolierband isoliert.

Die Hochvolt FETs haben einen Platz gefunden, ich habe jetzt 1500V Typen gewählt mit isolierter Durchführung, sie sind gegen die Kühlbleche isoliert und die Kühlbleche nochmals isoliert auf Glasfaserplatten montiert um Überschläge sicher zu verhindern.

Die Zenerdiodenplatinen sind fertig gestellt, die zweite Gruppe Glättungselkos ist angeschlossen, an dem Leistungswiderstand fallen ca. 50V ab, an den fünf 200V Zenerdioden stehen etwas mehr als 1000V an, nun geht die Suche nach geeigneten 1600V Kondensatoren los, ich weiß ich hab so was fragt sich nur wo?

Nach über einem Jahr gehts endlich weiter, dazwischen stand ein Umbau meiner Werkstatt und der Bau eines Gerüsts der den kompletten Musicangel mit gesteckten Endröhren über Kopf aufnehmen kann, so war ein deutlich besseres Arbeiten möglich als mit einem Gerät das auf der Seite steht.

Hier der endgültige Aufbau. Ändern mußte ich die Zenerdiodenplatte die die Spannung zum Betrieb der Treiber- und Vorstufenröhren auf 310V begrenzt, zwei verwendete 150V Dioden waren nicht stabil und ich habe 2 kleine Platinen mit sechs 100V Zenerdioden verwendet wobei je 3 parallel geschaltet sind um eine zu hohe Temperatur zu verhindern, die Kupferflächen der Platinen dienen gleichzeitig als Kühlflächen.

Bei einem ersten Lasttest bei 90mA Anodenruhestrom habe ich mich für eine etwas niedrigere Anodenspannung von 920V geregelt entschieden um dem FET genug Differenz für Regelung zu geben, dabei liegt Gleichrichter unter Last bei ca. 1020V und die vorgeglättete Spannung am Regler Eingang bei ca. 960V, dabei erreicht der regelnde 160W FET 35° was in einem sehr sicheren Bereich ist, dazu wurde eine der 200V Zenerdioden durch 2 x 100V Zener parallel ersetzt.

 

abschließend wurde nach dem Abgleich der anderen Endröhre die Vorstufe wieder angebunden, das Gerät lief sofort einwandfrei mit dem erhofften Klang und einem Brumm der nur mit dem Ohr am Lautsprecher wahrzunehmen ist, wahrscheinlich durch eine leichte Netztrafo Einstreuung da die geregelte Anodenspannung glatt wie ein Kinderpo ist.

Es folgt ein Dauertest wobei ich die beiden sinnlosen Lautsprecherbuchsen mit einem Temperaturfühler beschalten werden um die Temperatur im geschlossenen Gerät zu messen.

Hier noch der endgültige Schaltplan für alle Lebensmüden die so was nachbauen wollen.


mailto:  info@roehrensockel.de

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